An der Kampaweb-Soirée vom 14. November wurden die US-Wahlen unter die Lupe genommen. Im Zentrum stand dabei der Vergleich der Kampagnen von 2008 und von 2012. Zusätzlich dazu gab es eine Live-Schaltung nach Boston, bei der Roman und Silja Kern von ihren Erfahrungen berichteten, die sie als Freiwillige für die Obama-Kampagne gemacht haben.
von Andreas Freimüller
Für alle die nicht dabei sein konnten, hier ein kurzer Rückblick auf die gestrige Kampaweb-Soirée.
Dank Skype haben wir live mit Roman und Silja Kern aus Boston konferieren können. Roman, früher im Kampaweb-Team, ist mit seiner Frau Silja vor einigen Monaten nach Boston ausgewandert und dort haben sie sich gleich nach ihrer Ankunft als Freiwillige für die Obama-Kampagne engagiert.
Das persönliche Highlight dieser Kampagne war für die beiden das Auf-die-Strasse-gehen, das "door-to-door-canvassing". In der Schweiz wenig praktiziert, ist diese Werbeform in den USA stark verbreitet und auch gut akzeptiert. Eine Person, so erinnern sich die beiden, war überzeugt, dass sie gar nicht wählen dürfe, weil sie nicht in Besitz einer gültigen Identitätskarte war. Silja und Roman wussten es besser und konnten der Frau erklären, wie sie wählen kann, was diese sehr erfreute.
Das Engagement von so vielen Menschen im Wahlkampf erklärten die beiden damit, dass persönliche Betroffenheit der übliche Auslöser war. Eine Mutter erklärte: "ich habe drei Söhne, da ist es gut möglich dass einer davon schwul ist. Ich will nicht, dass wir eine Regierung erhalten, die in so einem Fall meinem Sohn das Leben zur Hölle macht". Ein anderes Beispiel war ein eher republikanisch aussehender Jäger in seiner Waldhütte, der Obama wählte, weil er nun eine Krankenversicherung hat.
Ein zweiter Faktor, der bei dieser massiven Mobilisierung eine grosse Rolle spielt: Es geht um alles oder nichts. Es gibt nicht - wie bei uns - ständig Abstimmungen, bei denen die Bevölkerung etwas mitentscheiden kann. Es gibt einen grossen Entscheid, bei dem es um recht viel geht und bei dem auch Hoffnungen und Erwartungen kulminieren. Natürlich sind diese oft auch überhöht und enden dadurch in Enttäuschungen (siehe 2008).
Auf die Frage was denn wohl in die Schweiz transferierbar wäre, waren sich die beiden nicht so sicher. Ich selber bin der Überzeugung, dass persönlicher Kontakt und "door-to-door-canvassing" durchaus auch hier Chancen hätten. Das Haupthindernis ist meines Erachtens nämlich nicht die fehlende Akzeptanz der Zielgruppen, sondern die Hemmungen (und wohl auch die Bequemlichkeit) der AmtsträgerInnen, Organisationen und Freiwilligen, sich so weit nach vorne an die Front zu getrauen.
Basierend auf einem Vortrag, den der Leiter der Social Media Kampagne von Obama 2012, Ryan Davis, letzte Woche an der ECF Tagung in Wien gehalten hat, habe ich die neuesten Erkenntnisse und Lessons Learned in einer Präsentation zusammengefasst. Download hier.
Die wichtigsten Punkte:
- Massiver Zuwachs der Reichweite auf Social Media-Kanälen
- fast 30% der Zugriffe von Mobilgeräten: Responsive Design ist Pflicht
- Zuwachs von 20 auf 120 Mio. Smartphones zwischen 2008-2012
- Alles visualisieren (Image Macros, quadratische Formate 800X800, Bilder hochladen, Links in Bildbeschreibung, nicht Links posten)
- Reaktionsfähigkeit sicherstellen: gute Vorbereitung und kurze Entscheidungswege ermöglichen zeitgerechte Reaktion
- Wenn Apps eingesetzt werden, müssen sie einfach sein
- Data Mining: wird in Zukunft noch viel mehr Bedeutung gewinnen. Die Verknüpfung von Wählerdaten mit Konsumentendaten usw. Diese Entwicklungen werden vor allem hinter den Kulissen stattfinden.
Dies nur in Kürze, wenn Sie Fragen zu diesen Themen haben rufen Sie mich einfach an.