Am Freitag 8. Juni haben sich wie jedes Jahr ca. 200 TeilnehmerInnen zum 4. Swissfundraisingday im Berner Kursaal zusammengefunden.
Mit Dr. David Bosshard vom GDI und Prof. Ueli Mäder waren zwei hochkarätige Redner für die Keynotes verantwortlich.
Dr. David Bosshard zeigte mit seinem Referat "Wie sieht die Zukunft aus und was heisst das fürs Fundraising" auf, wie die Bedeutung des Sharing (nicht nur des Social Sharing), im 21. Jahrhundert weiter anwachsen wird. Kollaboration und Sharing als eigentliche Kernelemente zur Lösung von diversen anstehenden Zukunftsproblemen. Illustriert hat das Dr. Bosshard unter anderem an den aktuellen Zahlen zur Fahrprüfung: junge Menschen machen weniger früh die Fahrprüfung und kaufen sich auch weniger oft ein Fahrzeug. Mobilität ist nach wie vor wichtig, der Besitz eines Autos hat aber an Bedeutung verloren.
Ein weiterer Kernsatz des interessanten Referates war: Kreativität schlägt Geld. Wo früher grosse Budgets für grosse Aufmerksamkeit bürgten, hat sich heute das Augenmerk verschoben. Die beste Idee wir am schnellsten und intensivsten geteilt, virale Kampagnen entstehen auf dem Substrat der Kreativität.
Diesen Kernsatz habe ich als Campaigner natürlich gern gehört. Eine der Kernkompetenzen des Campaigners ist ja schon seit je, mit wenig Mitteln maximale Aufmerksamkeit und Veränderung herbeizuführen.
Verschiedene Workshops zu Fundraising-Themen rundeten den Morgen ab. Ich war am Workshop des Kampaweb-Partners Duane Raymond dabei, der als E-Campaigning-Experte über die Analyse von E-Mail-Marketing referierte.
Die weiteren Workshops:
- Workshop (David Signer) «Geschichten, die berühren» (pdf-Dokument)
- Workshop (Beno Baumberger) «Was Stiftungen heute von uns erwarten» (pdf-Dokument) |Flipchart-Bild 1 | Flipchart-Bild 2 | Flipchart-Bild 3 | Flipchart-Bild 4
- Workshop (Stefan Stolle) «Wie überzeuge ich den Vorstand, dass Fundraising mehr Ressourcen braucht?»
Ein Studie der Universität Fribourg zu den Effekten von "Swissness" auf Spendenerträge schien mir eher dürftige Erkenntnisse zu erbringen. Hier hat man nämlich in mühevoller Forschungsarbeit unter anderem herausgefunden, dass der Verkauf von Merchandisingprodukten mit (scheinbarer) Swissness (z.B. Siggflaschen, made in China) keine nennenswerten Effekte auf die Spendenerträge hat. Professionalität und Zertifizierung (z.B. Zewo-Siegel) waren in der Untersuchung von viel grösserer Bedeutung.
Anschliessend wurden drei Fallbeispiele gezeigt:
Hanspeter Bigler vom Heks zeigte das erfolgreiche Spendenprojekt "Hilfe schenken", Kevin Luximon von Amnesty International Schweiz die Giacobbo-Kampagne und Solidar Suisse die Nespresso/Clooney-Kampagne (Kampagnenvideo auf Youtube).
Besonders interessant an den Aufrührungen von Christian Engeli: Solidar hat die Zeichen der Zeit erfolgreich erkannt und die Kampagnen- und Fundraisingbudgets zusammengelegt: mit viel Erfolg hat Solidar alles auf eine (Online)-Karte gesetzt und darauf verzichtet, von allem ein wenig zu machen. Die Wahl der Beispiele hat auch klar gezeigt, wie stark der Trend in Richtung Online ist - obwohl das Gros der Teilnehmenden noch schwergewichtig mit Direct Mail arbeitet, sind doch die zukunftsweisenden Adressgewinnungs- und Fundraisingmassnahmen mittlerweile auch in der Schweiz online zu beobachten.
Ueli Mäders interessante Analyse der Spendemotive von 100 Superreichen hat lebhaft aufgezeigt, dass gerade die Endlichkeit des Lebens bei vielen vermögenden Menschen den Impuls zum Weitergeben vermag. Seine weiterführenden Gedanken lesen Sie hier.
Von internationalen Konferenzen her gewohnt, Twitter als Konferenzinteraktionstool intensiv zu nutzen hat es mich doch sehr erstaunt, dass nur gerade 4 Teilnehmende mit dem #-Tag sfrd12 aktiv getwittert haben. Ich gehe aber schwer davon aus, dass sich auch die Schweizer Fundraisinggemeinde rasch auf die Onlinetools für Campaigning, Fundraising und Interaktion einlassen wird. Wetten, dass nächstes Jahr über 20% twittern?