Was kommt nach all dem Clicktivism und Slacktivism? Social Fundraising ist die logische Konsquenz. Für die Einbeziehung der eigenen UnterstützerInnen nicht nur ins Online-Campaigning sondern auch ins Online-Fundraising ist die Zeit gekommen: Die Technologie ist vorhanden und virale Verbreitungsmechanismen sind Allgemeingut.
Von Peter Haberstich
(Lesen Sie zu diesem Thema auch 5 Gründe für Peer-2-Peer-Fundraising im Internet)
1. Motivierende Ziele und eine Idee, die Spass macht
Einige Beispiele:
- Sponsorenlauf mit Dresscode. Bspw: Wer sein Spendenziel erreicht, darf an einem Unterhosen-Marathon mitrennen (Run in the Undy für Darmkrebs-Erkrankte).
- Spendenwetten: Bspw: Sobald das Spendenziel erreicht ist, rasiert sich der Sammelnde den Kopf - und beweist dies seinen Spendern per Online-Video (Aktion für Krebskranke Kinder).
- Individuelle Ideen. Bspw: Für jede 10 Euro finden wir jemanden der mit uns ein Lied singt - und zeigen dies per Online-Video.
- Oxfram Trailwalker für Teams und Firmen: 1 Team, 4 Personen, 100 Kilometer in 30 Stunden - Nonstop: Jedes Team muss einen bestimmten Betrag mit eigenen Sponsoren sammeln um mitzulaufen.
- "La Marche des Bébés" von und für Mütter und ihre Babys.
- Ideen, die an bestimmte Mottos oder Jahrestage angebunden sind (siehe Punkt 2).
2. Event- und Kampagnencharakter
Dies gilt im Online-Fundraising ebenso:
- Fokussierung auf ein gemeinsames Thema und Ziel (Collective Impact).
- Klare Anfangs- und End-Daten.
- Fokussierung der Kommunikation auf einer zentralen Website mit regelmässigen Updates (auch per Newsletter), evtl. online-Video oder gar Live-Stream.
- Bindung der Sammelaktion an Jahrestage oder gesellschaftliche Anlässe (Muttertag, Tag der Kinderrechte, Advent, Fastenwoche, Fastnacht, Tag der Arbeit, etc.).
- Alternativ können Sammelaktionen auch an persönliche Ereignisse der sammelnden Personen und ihrer Community gebunden werden: Geburtstage, Hochzeiten, Todestage, Firmenjubiläen, etc. (Bspw. Online-Spendenaktion von Suchradar.de).
- Organisationen, die viel über ihre Unterstützer wissen, können ihnen zun richtigen Zeitpunkt solche Sammelaktionen vorschlagen (Bspw. automatisiert mittels eines CRM-Systems).
3. Weitere Anreize & Spielformen
Mögliche weitere Anreize im Bereich soziales Ansehen oder öffentliches Lob:
- Ehrenplätze an Events oder Erwähnungen in Newsettern.
- Top-Fundraiser erhalten T-Shirt oder andere sichtbare Artikel.
- Fundraiser dürfen in exklusiven Gruppen oder Newsverteilern dabei sein.
- Fundraiser werden an exklusive Dankes-Events eingeladen.
4. Gute Online-Spendenseiten
Das macht eine gute Online-P2P-Spendenseite aus:
- Sie kann aus einer Vorlage heraus leicht erstellt werden. Der Prozess ist einfach und die Vorlage gibt die wichtigsten Botschaften und Bilder passend zum Kampagnenthema schon vor.
- Sie ist personalisierbar aber nicht derart, dass ein visuelles Chaos entstehen kann. Sie bietet den Sammelnden also definierte Regionen, in deren Rahmen sie sich und ihre Motivation mit eigenen Texten, Bildern oder sogar Videos darstellen können.
- Das Spendenformular ist für Spender hochgradig benutzerfreundlich, es bietet gängige Bezahlmöglichkeiten an und gibt den Spendern Sicherheit bezüglich Datenschutz und Mittelverwendung.
- Eine Liste der Spender, eventuell mit Kommentarfunktion und veröffentlichten Spendenbeträgen oder gar Ranglisten, kann das Gemeinschaftsgefühl erhöhen und/oder den Ehrgeiz der Teilnehmer anstacheln.
- Ein Spendenbarometer visualisiert das Ziel und den Fortschritt der Aktion.
- Spendenseiten können als Widgets in persönliche Blogs oder auf Firmenwebsites eingebunden werden.
- Die Spendenseite animiert Spender dazu, selber zu Sammlern zu werden.
- Vorprogrammierte Online-Peer2Peer-Spenden-Module, welche mit CRM-Systemen integriert sind (Wie beispielsweise von CiviCRM oder Salsa) können zudem automatisierte Dankes-Emails und Erinnerungs-Emails an Sammler und Spender verschicken. Das Peer2Peer-Modul ermöglicht durch die systematische Erfassung der Aktivitäten der Sammler und Spender, dass die Organisation die Beziehung zu ihnen weiter vertiefen kann.
- Alternativ können Peer2Peer Spenden-Aktionen auch über externe Plattformen abgewickelt werden (wie bspw. Spendet.org für Firmenspenden). Die Vor- und Nachteile der beiden Wege finden sich im Artikel “5 Gründe für Online-P2P-Spenden".
5. Verbreitungsmöglichkeiten bieten
Wichtig sind:
- Explizite Aufforderung zum Teilen und zur Verbreitung. Sowohl an die Sammler als auch an jeden einzelnen Spender. Am besten via Dankes-Seite UND via Dankes-Email.
- Vorprogrammierte Botschaft (Shared-Message) mit klarem Titel, Lead, Bild und einer Aufforderung (Call-to-Action). Die Message muss Lust zum Klicken machen.
- Fokussierung auf Facebook und Email - vielleicht noch Twitter oder Pinterest je nach Zielgruppe. Alles andere ist hierzulande praktisch irrelevant. Wer die Ressourcen hat, kann für jedes Medium eine adäquate Message vorprogrammieren. Eventuell Einsatz einer Facebook-App (welche aber je nach Zielgruppe wegen Datenschutz-Bedenken auch gemieden werden könnte).
- Produzieren von Erfolgstories über die Kampagne, welche ebenfalls geteilt werden können.
6. Weitere Unterstützung bieten
- Anleitungsseiten fürs Spendensammeln mit Tipps und Tricks bezüglich Botschaften und Verbreitungsmöglichkeiten.
- Banners oder Badges, mit denen die Sammelnden online werben können.
- Vorschläge für private Sammel-Events wie Filmabende oder Flohmärkte.
- Organisationstools für die Veranstaltung von eigenen Sammel-Events (Bspw. online Peer2Peer-Event-Modul von Salsa).
- Hilfe beim setzen von realistischen Zielen. Erreichbare und erreichte Ziele sind motivierender, auch wenn der Umsatz vielleicht beim ersten Mal tiefer ist.
- Und zu guter Letzt: Das wichtigste Unterstützungsmittel bleibt wohl schlicht und einfach das “Danke sagen”.
Weiterführende Literatur und Ressourcen:
- Tipps für gute Online-Spendenseiten: Was gilt es beim Online-Fundraising zu beachten; Danijel Nevistic
- Getestet: Donor-Pages that Convert (Convio)
- Empirie und Theorie zu Online Fundraising in der Masterthesis von Carolin Storch
- Community Fundraising am Beispiel des Heldenrennens von Alvarum
- Infografik zu Social Fundraising und "Freunde fragen Freunde" von Blackbaud
- 10 Erfolgsrezepte für Peer2Peer-Fundraising von Rob Wu (Non Profit Technology Conference)
- Übersicht über verschiedene Peer2Peer-Online-Fundraising-Tools
- Präsentation zu Peer2Peer Fundraising von Richard Diez