Letzte Woche hatte ich Gelegenheit am zehnten eCampaigning Forum in Oxford teilzunehmen, das von unserem Partner und Kollegen Duane Raymond (http://twitter.com/fairsay) organisiert wurde. Viele der über 100 TeilnehmerInnen waren schon mehrfach dabei, es ist eine richtige Community entstanden über all die Jahre.
von Andreas Freimüller
Die zweitägige Konferenz im ehrwürdigen Städtchen Oxford widmete sich verschiedensten Aspekten des eCampaignings. Dieses Jahr haben erstmals diverse WissenschaftlerInnen teilgenommen und ihre Arbeiten aus diesem relativ neuen Forschungsgebiet vorgestellt.
Speziell interessant am eCampaigning Forum war für mich die Form: beim ersten Besuch der Programmwebseite hat mich der viele Leerraum abgeschreckt. Vor Ort habe ich dann schnell gemerkt, dass dieser Leerraum nicht Leere sondern Chance bedeutet: Über 40 Sessions wurden vor Ort von TeilnehmerInnen vorgeschlagen und im Open Space-Verfahren durchgeführt.
Ich selber zum Beispiel habe das Thema ECI (European Citizen‘s Initiative) und das eCRM Salsa eingebracht. Die ECI Arbeitsgruppe hat die Schwierigkeiten diskutiert, die von Organisationen bewältigt werden müssen, die sich nach dem 1. April 2012 an die erste Europäischen Initiative heranwagen. Ein Eindruck davon gibt vielleicht die Lektüre des Blog-Beitrags von Xavier zur Unterschriften-Sammelsoftware, die von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellt wird. Die Teilnehmenden haben sich geeinigt, das Thema in einer offenen Arbeitsgruppe noch weiterzuverfolgen.
Andere Themen, die zum Beispiel diskutiert wurden, waren „The Next Big Thing“ (findet jedes Jahr statt) und „Failure: What can we learn?“.
Wer noch nie an einer solchen Konferenz teilgenommen hat, der sollte sich einmal die Twitter-Beiträge zum Suchbegriff ECF2012 ansehen.
Viele der TeilnehmerInnen tweeteten was das Zeug hielt und hielten so untereinander aber auch mit nicht-teilnehmenden BeobachterInnen ausserhalb Kontakt. Der Screenshot zeigt die im Minutentakt eintreffenden Botschaften. (Unten weiter lesen...)
Die interessanteste Keynote für mich war von Sunil Agarwal, der über die Kampagne „India against Corruption“ sprach und aufzeigte, wie Technologie auch ohne Internet, nur dank Mobilfunk eine tragende Rolle beim Campaigning spielen kann.
Wie immer spannend auch der frühere Greenpeace-Vordenker Chris Rose, der zum Thema „Unconscious Motivation Values“ sprach. Dabei ging es vor allem darum, dass Campaigner sich bewusst sein müssen, dass nicht alle Menschen gleich seien und dies bei der Planung von Kampagnen miteinbeziehen. In Kampagnenplänen sieht man immer noch sehr häufig die Formulierung „das breite Publikum“. Chris Rose, der hier wertvolle Hilfen für Campaigner zur Verfügung stellt, hat ein Modell mit den Typologien „Settler“, „Prospector“ und „Pioneer“ entwickelt. An diesem Modell zeigt er auf, wie verschieden die Gruppen angesprochen werden müssen, um überhaupt Chancen zur Veränderung haben zu können. Mehr dazu finden Sie hier oder in seinem neuen Buch „What Makes People Tick: The Three Hidden Worlds of Settlers, Prospectors and Pioneers“.
Wer jetzt denkt "Oh das klingt aber interessant", der kann sich die Videos der Konferenz anschauen oder die Präsentationen und Notizen der Arbeitsgruppen einsehen.
Spannende Treffen, liebenswerte Menschen. Ich werde wieder hingehen.