Als vorausplanende und in Szenarien denkende Kampagnenschaffende sollten Sie die Reaktionen auf Ihre Forderungen antizipieren. Wie wird der Gegner reagieren und welche Gegenargumente wird er ins Feld führen? Nach der ersten totalen Zurückweisung zerbröckelt die Verneinung langsam. Die Reaktionen 1-4 Ihres Kontrahenten.
von Martin Diethelm
Die Zurückweisung
Gruppen, die neue Themenfelder bearbeiten oder ihre Kontrahenten das erste Mal mit Forderungen konfrontieren, erleben oftmals eine Zurückweisung. Das Problem, die Ursachen und selbstverständlich auch die damit verknüpften Forderungen werden schlicht zurückgewiesen. Diese Reaktionen auf die Forderungen Ihrer Kampagne können auch so gedeutet werden, dass Sie am Anfang stehen und vor allem mit den Strategien "Information und Aufklärung" sowie "Mobilisierung" arbeiten sollten.
Das Herausstreichen der vermeintlichen Vorteilen
In einem zweiten Schritt negieren Ihre Kontrahenten das Problem nicht mehr. Doch sie streichen die Vorteile und den Nutzen ihrer Lösung im Vergleich zu den Risiken und negativen Folgen hervor. Genau nach Lehrbuch reagierte beispielsweise Syngenta auf ihre Nomination zu den Public Eye Awards 2012 wegen ihren hochgiftigen Produkten. Sprecher Daniel Braxton liess sich mit dem Satz "die Anschuldigen verkennen den unerlässlichen Beitrag des Pflanzenschutzes zur Ernährungssicherheit" zitieren.
Die Betonung der negativen Effekte
Im dritten und letzten Schritt werden weder das Problem noch die negativen Folgen, jedoch die vorgeschlagene Lösung kritisiert. Ja, das Problem besteht. Ja, es muss gehandelt werden. Nein, die vorgeschlagenen Massnahmen sind nicht zielführend. So geschehen bei der FDP im ersten Jahr nach Fukushima. Nach langem Hin und Her hielt auch Fulvio Pelli das "Restrisiko als zu gross". Sie seien mit dem Ziel einverstanden, wehrten sich aber gegen den von der Regierung eingeschlagenen Weg, der unter anderem zu starker Erhöhung der Energiekosten führe.
Und endlich...
Einen (Teil-)Sieg haben Sie errungen! Gratulation, denn im vierten Schritt streicht ihr Kontrahent seine Segel. Er akzeptiert das Problem, er akzeptiert die Aufforderung zum Handeln und auch die Massnahmen. Jetzt wird er wohl nur noch die Umsetzung der Massnahmen auf operativer Ebene torpedieren...